Immer wieder werde ich gefragt, wie man denn nun mediale Lernergebnisse beurteilen könne. Oft höre ich auch, dass sich der Aufwand für einen medienbasierten Leistungsnachweis nicht lohne, wenn man dann am Schluss doch wieder eine Prüfung machen muss. Muss man das? Lässt sich wirklich nur beurteilen, was objektiv richtig oder falsch ist? Sagt eine solche Beurteilung wirklich etwas aus über das Verständnis und die Kompetenz eines Schülers oder einer Schülerin? Abgesehen davon wird bei solchen Aussagen oft übersehen, dass bei Medienprojekten eben meist ganz viele verschiedene Kompetenzen erlernt und vertieft werden. Neben rein inhaltlichen Anforderungen spielen überfachliche Kompetenzen (Medienkompetenz, Kooperationsfähigkeit, …) genauso eine zentrale Rolle.
Potential für die formative Beurteilung
Wahrscheinlich unbestritten, aber doch noch wenig genutzt ist das Potential von digitalen Medien für die formative Beurteilung.
Hier stichwortartig ein paar Anregungen:
- Bereits im Zyklus 1 ist es beispielsweise mit dem Book Creator problemlos möglich, ein Portfolio zu führen. Die Kinder können ihre Lernprodukte fotografieren und über die Audiofunktion oder Videos kommentieren. Später wird die Reflexion zunehmend schriftlich geführt
- Mit einem Blog (wie hier) lässt sich sehr einfach ein Lerntagebuch führen. Dabei kann das Feedback über die Kommentarfunktion eingebracht werden.
- Sollen mehr Personen in die Beurteilung des Lernprozesses einbezogen werden, könnte auch eine Online-Pinnwand oder ein kooperativer Texteditor wie ZUMpad eingesetzt werden.
- Ein Video- oder Audiofeedback ist mit Bordmitteln im Nu erstellt und wirkt oft persönlicher als ein Text.
Möglichkeiten für eine summative Beurteilung
Letztlich hat man die Herausforderung einer möglichst objektiven Leistungsbeurteilung auch in nicht-digitalen Lernerzeugnissen, beispielsweise bei einem Aufsatz. Dabei werden meist inhaltliche Kriterien (Informationsgehalt, Gliederung, Argumentation, …) und formale Kriterien (Rechtschreibung, Wortwahl, Satzbau, …) in die Beurteilung einbezogen. Genau so kann man es auch mit Medienprojekten machen. Am besten erstellt ihr euch im Voraus einen Kriterienraster und überlegt euch eine Punkteverteilung. Der Inhalt sollte dabei meist deutlich stärker gewichtet werden (z.B. 80:20). Damit die Schüler/innen die formalen Kriterien erfüllen können, brauchen sie natürlich eine entsprechende medienpädagogische Unterstützung. Auf ein filmisches Projekt übertragen könnte das heissen: Wie muss ich vorgehen, damit das Bild ruhig und der Ton verständlich ist? Welche Bildeinstellungen eignen sich für welchen Zweck? Wie ist eine Nachrichtensendung aufgebaut? usw.
Tipps
- Kriterien müssen im Voraus bekannt sein.
- Keine Beurteilung ohne Selbstbeurteilung (die allermeisten Schüler/innen schätzen sich sehr realistisch, oft eher zu kritisch ein).
- Medienprojekte brauchen Zeit.