Die UNM-Tagung der PHZH ging heuer zum neunzehnten Mal über die Bühne. UNM stand für «Unterrichten mit Neuen Medien», die ja längst nicht mehr neu sind.
Keynotes
Die Tagung startete mit zwei Referaten , die den Blick öffnen sollten.
Anja Wyden Guelpa erörterte wie sie als Genfer Staatskanzlerin mit ihrem Team das Interesse der Jugendlichen für Politik zu wecken versuchte – nicht nur mit Social Media. Viele Projekte kamen ohne die übliche PR-Maschinerie bei politischen Initiativen aus und kamen wahrscheinlich gerade deshalb so gut an bei der Zielgruppe. Der Filmwettbewerb für politische Ideen wurde beispielsweise in der ganzen Westschweiz zum Selbstläufer (> Ciné Civic). Es wäre grossartig, wenn der Erfolg auf die Deutschschweiz überschwappen würde! Gerade angesichts des grassierenden Populismus, des Wutbürgertums und der Gleichgültigkeit wäre es nötiger denn je, dass Demokratie in der Schule nicht nur als (oft abstrakter) Schulstoff sondern als gelebte Realität Einzug findet…
Die zweite Keynote wurde von Paolo Rüegg bestritten, der in London Design and Engineering studiert. Mit seiner jugendlichen Unbeschwertheit überzeugte er den Saal im Nu, dass nicht alle «Digital Natives einfach permanent am Handy sind und in ihrem Instagram-Channel verblöden» (Original-Zitat, zumindest sinngemäss). Er plädierte für einen lebendigen Informatikunterricht der zu kreativem Denken und Problemlösungsstrategien hinführt. Überhaupt hatte er ein paar pikante Ideen, wie sich die Schule weiterentwickeln müsste – sehr erfrischend!
Workshops
Leider bekam ich nicht viel von den Wahlangeboten mit, weil ich selber je in einen Workshop und eine Session involviert war. Deshalb berichte ich halt von diesen Angeboten.
Virtuelle Rundgänge
In diesem Workshop lernten die Teilnehmenden verschiedene Möglichkeiten kennen, virtuelle Touren in den Unterricht zu integrieren. Der Fokus lag dabei hauptsächlich auf der eigenen Produktion von interaktiven Rundgängen. Dabei spielt sich das Lernen auf verschiedenen Ebenen ab: Auf einer inhaltlichen (Geschichte, Geografie, Fremdsprache, …) einer medien-pädagogischen (Wirkung, informatischer Hintergrund…) und einer überfachlichen (Zusammenarbeit, Kreativität, …).
Hier die Linkliste zum Kurs mit allen Materialien: http://schabi.ch/c/unmvr
Hier ein Beispiel, das ich in einer Viertelstunde mit Google Tour Creator erstellt habe (Tipp: Audiokommentar über Zahnradsymbol einschalten):
BYOD
Zusammen mit Andi Hess von der Stadt Zürich bot ich zudem eine Session zu Bring Your Own Device an. Richtig aktuell ist das Thema in der Sek II. In der Volksschule sind dagegen noch diverse Fragen zu klären, v.a. rechtlicher Art. Die Stadt Zürich plant im Jahr 2020 ein freiwilliges BYOD-Projekt für die Sekundarstufe, d.h. die Schüler dürfen ihre eigenen Geräte (meist: Smartphones) mitnehmen. Wer das nicht will oder kann, darf mit einem Schulgerät arbeiten. Als Einstieg setzten sich die Teilnehmer/innen anhand von fiktiven Statements mit verschiedenen Haltungen auseinander.
Darauf erklärte Andi Hess das Vorhaben der Stadt Zürich und stellte sich den live eingeblendeten Fragen aus dem Publikum. Ich hatte anschliessend die Aufgabe die konzeptionellen, pädagogischen, didaktischen und methodischen Hintergründe aufzuzeigen. Kernbotschaft: BYOD ist nicht nur ein Infrastruktur-Angelegenheit, sondern in erster Linie ein Schulentwicklungsprojekt, wie übrigens auch der Umstieg auf ein 1:1 wie es Lindau plant.
Linkliste zur Session: https://schabi.ch/c/byod
Fazit
Für mich ist die UNM-Tagung jedes Mal ein wichtiger Anlass. Weniger, weil ich da inhaltlich viel profitieren würde, sondern viel mehr als Möglichkeit mit vielen Gleichgesinnten in den Austausch zu kommen und neue Kontakte zu knüpfen. Als alter Hase kommt es mir manchmal fast ein bisschen vor wie an einer Klassenzusammenkunft.